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Warum Finanzplanung auch beim Gründen das A & O ist

Eine gut gekleidete Frau sitzt nach hinten gelehnt auf einem schwarzen Bürostuhl und schaut gedankenverloren aus dem großen Fenster: die Frankfurter Skyline sieht in der untergehenden Sonne traumhaft aus! Der Kaffee in ihrer Hand verbreitet einen angenehmen wohnlichen Duft in ihrem geräumigen Büro, das genau die richtige Balance zwischen Professionalität und Gemütlichkeit zu haben scheint. Das Klingeln des Telefons unterbricht die friedliche Stille abrupt. Sie setzt sich sofort wieder auf, atmet einmal tief durch und nimmt dann mit freundlicher, aber fester Stimme den Anruf entgegen. Nach wenigen Sekunden umspielt ein zufriedenes Lächeln ihre rotbemalten Lippen. Überglücklich legt sie auf, dreht sich zurück Richtung Skyline und vollführt einen kleinen Freudentanz, den außer ihr nur ein paar vorbeifliegende Tauben sehen können: endlich, die Arbeit der letzten Jahre hat sich ausgezahlt; sie hat den großen Deal bekommen – der Sprung ins kalte Wasser als Unternehmerin hat sich gelohnt! … klingt das nicht verlockend? Gründungen durch Frauen – eine Ausnahme? Laut des Female Founders Monitors (FFM, 2020), herausgegeben vom Bundesverband Deutsche Startups e.V., liegt in Deutschland der Anteil an Gründerinnen aktuell bei nur 15,7%. Lediglich 11% der Startups wurden von reinen Frauenteams gegründet. In anderen Worten: Gründungen von Frauen sind laut diesen Statistiken zwar keine Ausnahme mehr, jedoch auch noch lange keine Normalität. Allerdings besitzen sie eine hohe gesellschaftliche Relevanz: laut dem FFM legen Gründerinnen ihren Fokus verstärkt auf soziale und nachhaltige Geschäftsmodelle und sind aufgrund ihrer hohen Expertise „elementare Treiber medizinischer Innovationen“ (s. FFM, S. 6). Trotz allem möchte ich an dieser Stelle darauf hinweisen, dass die präsentierten Studien oft einer gewisse Verzerrung unterliegen und nur schwer miteinander verglichen werden können. Entscheidend ist die Definition einer Gründerin: zählen dazu ausschließlich Frauen, die – wie beispielsweise beim FFM vorausgesetzt – ein höchst innovatives Unternehmen gegründet haben und einen signifikantes Mitarbeiter- und/oder Umsatzwachstum planen? Oder gilt formal einzig eine Gewerbeanmeldung? Doch auch in diesem Fall bleibt eine „Dunkelziffer“: viele Frauen machen sich mit einer freiberuflichen Tätigkeit selbstständig, speziell in heilenden Berufen oder im Multimediabereich und müssen oft kein Gewerbe anmelden. Tatsächlich entfielen, laut einer Studie des Instituts für Mittelstandsforschung des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie, mehr als die Hälfte der freiberuflichen Existenzgründungen im Jahr 2020 auf Frauen. Das zeigt, dass es eine Herausforderung ist den Begriff der Gründerin korrekt abzugrenzen. Oft mündet es in der Grundsatzdiskussion über die Unterscheidung zwischen „Selbstständige“ und „Unternehmerin“. Doch in beiden Fällen gilt: die Frauen arbeiten in dieser Zeit ohne die Sicherheit eines festen Gehalts und tragen eine hohe Verantwortung. Ich will schon, ABER … wage ich den Sprung wirklich? Kann ich das? Die Gründe sich selbstständig zu machen sind sowohl bei Männern als auch bei Frauen der Wunsch nach mehr Unabhängigkeit, Selbstbestimmung und finanzielle Aspekte – wobei letzteres bei Männern in den meisten Fällen ein höheres Gewicht erfährt als bei Frauen. Diese erhoffen sich dadurch insbesondere eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf (Tipp: der Podcast von Mompreneurs). Diesen großartigen Motivationen stehen allerdings auch vielen Hürden und Vorurteile gegenüber: Frauen seien risikoaverser, haben ein mangelndes Durchsetzungsvermögen und fehlende Zielorientierung. Ich möchte nicht bestreiten, dass viele Frauen beim Aufbau dieser Fähigkeiten einen Nachholbedarf haben – unabhängig davon, ob dieser „Rückstand“ auf stereotypische rollengeprägte Erziehung zurückzuführen ist oder tatsächlich auch biologische Ursachen hat, zum Beispiel aufgrund der unterschiedlichen Gehirnstrukturen zwischen Männer und Frauen. Auf der anderen Seite möchte ich aber auch auf die Gefahr hinweisen die typisch „männliche“ Art als die „einzig richtige“ Art zu definieren. Zum Beispiel kann mangelndes Durchsetzungsvermögen für eine höhere Konsens- und Teamfähigkeit sprechen und die wahrgenommene fehlende Zielorientierung als Ergebnis einer komplexeren, in Zusammenhängen denkende und erkennende Herangehensweise sein. Die geringere Risikobereitschaft kann zu einer höheren Sorgfalt führen und überstürzten Impulshandlungen aufgrund eines zu hohen Selbstbewusstseins entgegenwirken. Jedoch ist auch hier festzuhalten, dass manche Studien anzweifeln, dass Frauen wirklich risikoaverser sind. Eine Studie des DIW Berlins schlussfolgert beispielsweise, dass die höhere Risikoaversion auf das in der Regel geringere Vermögen von Frauen zurückzuführen ist: „Männer und Frauen würden sich bei gleichem Geldvermögen ähnlich verhalten“ (s. Wochenbericht des DIW Berlin Nr. 48/2009, S. 835). Wenn aus einer Finanzplanung plötzlich zwei werden Abgesehen von den viel diskutierten Problemen wie das Erarbeiten einer durchdachten Geschäftsidee, dem Überwinden innerer Zweifel und mangelnder Unterstützung im privaten und beruflichen Umfeld bzw. Netzwerk, sind auch oft „die Finanzen“ das Problem. Und tatsächlich sind „die Finanzen“ für ein solches Vorhaben eine komplexe Angelegenheit. Denn sie erscheinen in der Unternehmung an den verschiedensten Stellen und in unterschiedlichen Gestalten und Formen. Gleichzeitig entsteht eine neue Dimension, die darüber hinaus mit der eigenen privaten Finanzplanung korreliert – je nach Ausgestaltung mehr oder weniger stark. Im Businessplan ist die Finanzplanung einer der großen Schwerpunkte. Die wesentlichen Elemente der Finanzplanung sind unteranderem die Umsatz- und Kostenplanung, der Investitionsplan, die Rentabilitätsrechnung und die Liquiditätsplanung – und in dieser natürlich bitte nicht die steuerlichen Aspekte vergessen; wäre sonst ja wirklich zu einfach…! Auch die Preisgestaltung ist ein nicht zu unterschätzender Faktor, der sich auf die gesamte Finanzplanung auswirkt. Speziell wer sich beispielsweise im Dienstleistungsbereich aus einem Angestelltenverhältnis heraus selbstständig macht hat die Tendenz die gleichen Vergütungen bzw. Honorare aufzurufen wie zuvor oder gar weniger, weil „man ist ja jetzt nur noch ein One-Woman-Business“: mit der Erkenntnis, dass trotz gleichem Honorareingang unterm Strich weniger übrigbleibt, denn die Fixkosten (z.B. Miete und Versicherung) werden jetzt von einem selbst getragen, man übernimmt die vollen Kosten für Sozial- und Krankenversicherungsabgaben und so weiter. Zudem kann es – je nach gewählter Rechtsform – sein, dass zusätzliche Steuern fällig werden. All diese Kosten müssen bei der Finanzplanung und aus diesem Grund auch in der Preisgestaltung einkalkuliert werden. Und bei all dem haben wir den Risikoaufschlag für einen selbst noch gar nicht berücksichtigt! Sobald der Businessplan fertig ist, gilt es eine neue Herausforderung zu meistern: wirklich anzufangen und sich um die Finanzierung zu kümmern. Dabei geht bei Frauen der Trend zur Gründung mit Eigenkapital, denn auch bei diesem Thema gibt es laut dem FFM noch ein „Gender Bias“: Frauen erhalten deutlich seltener Unterstützung von Business-Angels und Venture Capital-Fonds als ihre männlichen Kollegen. Grund dafür sei, dass Frauen oft die Netzwerke in den Wirtschafts- und Investment-Sektor fehlen. Welche Finanzierungsform sich am besten eignet hängt signifikant von dem geplanten Vorhaben sowie von den eigenen Reserven und Rücklagen ab. Finanzierungen per „Family, Friends and Fools“, die bekannten Bankkredite, sowie Crowdfunding und -investing stellen mögliche Alternativen dar. Auch Zuschüsse und Förderungen dürfen als Quelle nicht übersehen und vernachlässigt werden. Zwar darf aus Gleichstellungsgrundsätze keine finanzielle Günstigerstellung aus rein geschlechterspezifischen Gründen erfolgen, jedoch gibt es spezielle Unterstützungsangebote zum Beispiel von der „Bundesweite Gründerinnenagentur (bga)“. Ansonsten bietet sich auch durch die für Sie zuständige Industrie- und Handelskammern bzw. Handwerkskammer die Möglichkeit die für Sie am geeignetste Finanzierungskonstruktion unter Einschluss staatlicher Förderangebote zu ermitteln. Darüber hinaus kann sich ein Blick in die Förderdatenbank des Bundes lohnen. Wie bereits angesprochen beeinflussen sich die beiden Finanzplanungen gegenseitig, beispielsweise durch die Nutzung des Eigenkapitals sowie weiteren steuerlichen Aspekten. Die Intensität hängt unteranderem von der gewählten Rechtsform ab, aber zum Beispiel natürlich auch vom Zeiteinsatz. Da Frauen die Existenzgründung oft als Wiedereinstieg nach der Familiengründung wählen, starten sie oft im Nebenerwerb oder kombinieren die Existenzgründung mit einer Teilzeitstelle. Dagegen ist selbstverständlich nichts einzuwenden, dennoch ist Vorsicht geboten: mit Beginn der Selbstständigkeit entfällt oft die Pflicht in die gesetzliche Rentenversicherung einzuzahlen. Wer sich gegen eine freiwillige Weiterversicherung entscheidet sollte sich bewusst um das Thema der privaten Altersvorsorge kümmern. Abschließend ist also erneut festzuhalten: Finanzplanung ist ein unverzichtbarer Teil der Lebens- und Lifestyleplanung – und andersherum. Es gilt sich erlauben zu träumen und sich Ziele zu setzen. Die flexible Finanzplanung kann dann dabei helfen Pläne zu evaluieren, sie zu konkretisieren und greifbarer zu machen. Und noch ein kleiner Gedanke zum Abschluss: gründen ist großartig, spannend und manchmal auch nervenaufreibend - das kann ich aus eigener Erfahrung sagen. Aber nicht jeder findet darin seine Passion. Wer trotzdem zumindest eine „Mini-Unternehmerin“ sein will kann sich mit Aktien als Investitionsmöglichkeit auseinandersetzen, denn unter dem Strich sind Aktien eines: (kleine) Unternehmensanteile.

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